Bericht zum 3. Netzwerktreffen – "Führungsfrauen früher - Führungsfrauen heute"

"Mehr Frauen an die Spitze"

 
Foto: Veronika Pommer

„Gut führen kann, wer sich selbst gut führen und reflektieren kann.“

Mit diesem Zitat von Jutta Metzler, stellvertretende Vorsitzende der ZRW und IHK-Vizepräsidentin, lässt sich das 3. Netzwerktreffen der FührungsFrauen Westpfalz gut zusammenfassen. Am Dienstag, den 10. Oktober, kamen rund 50 Führungsfrauen aus der Westpfalz zusammen, um sich zum Thema „Führungsfrauen früher – Führungsfrauen heute“ auszutauschen.

Der Besuch aus dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration von Frau Dr. Heike Jung gab wertvolle Impulse. Als Leiterin der Abteilung Frauen ist es ihr Anspruch, die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft zu gewährleisten und freute sich daher, an einem solch „lebendigen Netzwerk“ teilhaben zu können. Sie berichtete von einigen Initiativen, die es im Frauenministerium gibt, um den Gleichstellungsauftrag zu erfüllen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicher zu stellen sowie Frauen und Männer die Übernahme von Führungsaufgaben in Teilzeit zu erleichtern. Dazu wurden u.a. das Mentoringprogramm „Mehr Frauen an die Spitze!“ und das Modellprojekt „Führen in Teilzeit“ ins Leben gerufen. Um der Unterrepräsentanz von Frauen in der Kommunalpolitik entgegenzuwirken, wurde die Kampagne „Kommunalpolitik braucht Frauen“ mit Frauenministerin Katharina Binz gestartet.

Eine einzigartige Überleitung zur Podiumsdiskussion bot Angela Pfenninger – Museum Theater Events. In der Rolle der Elisabeth Schwarzhaupt (1901 - 1986) nahm sie die Teilnehmerinnen mit auf eine Zeitreise zu den Anfängen der Frauenbewegung. Eine schauspielerische Darstellung, die die Zeit des sog. „Gehorsamsparagraphen“ und der Unmündigkeit der Frau ebenso widerspiegelte wie das Beharren einer Frau auf ihren Rechten und der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.

Unter der Regierung Konrad Adenauers wurde sie im Jahr 1961 die erste Bundesministerin Deutschlands. Themen wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder als Frau Führungskraft in einer männerdominierten Branche zu sein, waren für Schwarzhaupt schon damals relevant und müssen auch heute noch diskutiert werden, um Veränderungen zu erreichen. Das Netzwerk der „FührungsFrauen Westpfalz“ bietet dafür die geeignete Plattform.

Die Podiumsdiskussion, moderiert von Veronika Pommer, Regionalleiterin Nordwestpfalz IHK, bot spannende Einblicke in die persönlichen Erfahrungen der vier Teilnehmerinnen in Führungspositionen aus unterschiedlichen Branchen.
Auch wenn sich schon viel zum Positiven verändert hat, gibt es natürlich auch heute noch Hürden. Delphine Schwab, Geschäftsführerin bei Goldbeck Kaiserslautern, kann als Mutter einer sechs Monate alten Tochter konkrete Einblicke geben. Gerade für Frauen, die nach der Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen, gebe es noch viel zu tun: Der Spagat zwischen Kindererziehung und beruflicher Verantwortung sei immens. Und das, obwohl seit der Corona-Pandemie und der miteinhergehenden Möglichkeit für Homeoffice bereits ein Wandel stattgefunden hat, sagt Simone Grub, Kaufmännische Direktorin des Pfalztheaters Kaiserslautern. Das Verständnis dafür, dass es Mütter in Führungspositionen oftmals nicht leicht haben, ist in Teilen auf die „fehlende Brille“ der Männer zurückzuführen, so Delphine Schwab.

Dr. Heike Jung identifiziert die „gläserne Decke“ als Sinnbild für die Hindernisse, die Frauen überwinden müssen. Sie will damit auf die unsichtbaren Barrieren hinweisen, die Frauen daran hindern über einen bestimmten Punkt in ihrer Karriere hinauszukommen.

Spannend war die Laufbahn von Dr. Marion Schulz-Reese, ehemalige Leiterin des ITWM Kaiserslautern. Ein wichtiger Punkt, den sie rückblickend betrachtet, war für sie der Besuch einer reinen Mädchenschule. Denn unter Konkurrentinnen zu sein bedeutet, dass es immer eine Frau gibt, die in jedem Fach die Beste ist. Sie persönlich hat in ihrer Laufbahn als Führungskraft wenig Hindernisse erlebt, obwohl sie damals Mathematik studierte und zu dieser Zeit nur 10% der Student:innen in diesem Fach weiblich waren.

Welche Maßnahmen und persönliche Ansätze gibt es, um als weibliche Führungskraft erfolgreich zu sein?

Neben Fördermaßnahmen wie Mentoringprogrammen und Coaching sieht Dr. Jung den Schwerpunkt ganz klar in der Schaffung von Unternehmenskulturen, die diesen Wandel begleiten. Das Thema Frauenquote sieht Frau Jung leider missverstanden. Sie weist darauf hin, dass auch bei Anwendung der Quote die Qualifikation entscheidend ist und wirbt dafür, diese als Instrument für mehr Gleichbehandlung zu sehen.

Ob es nun darum geht, eine Vorbildfunktion zu übernehmen, oder ob man schon immer dazu bestimmt war, in einer Führungsposition zu arbeiten - die Motive mögen unterschiedlich sein, aber sie haben alle ein Ziel: die Gleichstellung von Frauen und Männern weiter voranzubringen.